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Farbmessung
Auch hier zuerst ein paar Worte zur Begriffsdefinitions. Meistens meint man mit
"Farbmessung" ein Quantifizieren des Farbeindrucks in der Art, dass
zwei Proben mit gleichen Messwerten auch ein gleiches Erscheinungsbild
zeigen. Information dazu findet sich weiter unten.
Nicht minder wichtig ist aber die Frage, wie die photometrischen
Größen zu interpretieren sind, wenn man Licht unterschiedlicher
Farbe - oder weißes Licht - miteinander vergleicht. Dazu mehr im
nächsten Absatz.
Photometrische Größen und Farbe
Die Definition der photometrischen SI-Basiseinheit (Candela) geht von
monochromatischem - also perfekt einfarbigem - Licht aus. Die im Standard
angegebenen 540·1012 Hz entsprechen einem kräftigen
Grün mit leichter Nuance ins Gelb (555nm). Wie "übersetzt"
man das auf andere Farben oder weißes Licht?
Der Schlüssel dazu ist der "spektraler
Hellempfindlichkeitsgrad" (oft auch V(λ)-Kurve genannt), der die
Empfindlichkeit des Auges in Abhängigkeit der Wellenlänge
(sprich der Farbe) des Lichts angibt.
Diese Kurve hat bei 555 nm ihr Maximum (Wert 1) und fällt zu beiden
Seiten am Ende des sichtbaren Bereichs auf null ab. Möchte man nun Licht
einer beliebigen Wellenlänge λ (photometrisch) messen, ist der
(üblicher weise radiometrische gemessene) Wert mit V(λ) zu
multiplizieren. Beispiel: Ein Laserpointer liefert bei λ=650 nm
einen Strahlungsfluss von 5 mW. Welchen Lichtstrom ergibt das? Nun,
wäre die Wellenlänge 555 nm, könnte man diese Aufgabe direkt
mittels der Definition von Candela und Lumen lösen: 1 Watt Strahlung
entspricht dort 683 Lumen. Die geringere Empflindlichkeit des Auges im
Roten wird durch V(λ) angegeben. Die Antowrt lautet also:
Φ=683 lm/W×0.005 W×0.107=0.365 lm
Für nicht einfarbige Lichtquellen - insbesondere für weißes
Licht - muss diese Methode in Form eines Integrals über die
Wellenlänge angewendet werden.

Messung des Farbwerts
Die Farbmessung unterscheidet sich grundsätzlich von der Messung anderer
Größen: Der Farbeindruck existiert ausschließlich in der
Erfahrungswelt
des Menschen. Der physiologische Aufbau des Auges legt nahe, dass das Auge drei
Grundfarben wahrnehmen kann. Diese entsprechen grob gesagt rot, grün und
blau. Diese Tatsache ist unter dem Schlagwort "tristimulus Theory"
bekannt. Wäre der Mensch einfach nur ein Messgerät, könnte
man diese einzelnen "Farbkanäle" ausmessen und darauf aufbauend andere
Messgeräte kalibrieren. Der Mensch ist aber weder zerlegbar noch
sind Sinneswahrnehmungen objektiv quantifizierbar. Absolute
Empfindlichkeiten für Grundfarben sind daher nicht bestimmbar.
Das führt unter anderem dazu, dass man die spektrale Empfindlichkeit eines
Farbkanals innerhalb gewisser Grenzen willkürlich festlegen kann.
CIE hat daher für den grünen Farbkanal die Empfindlichkeitskurve als
ident zum spektralen Hellempfindlichkeitsgrad festgelegt, was messtechnische
Vereinfachungen bringt. Über Versuchsreihen zur Farbwahrnehmung an
Versuchspersonen wurden dann die spektralen Empfindlichkeiten des roten und
blauen Kanals bestimmt. Die Intensitäten dieser drei Farbkanäle
(manchmal auch Farbvalenzen genannt) werden meist mit X, Y und Z bezeichnet.
Normalisiert man diese Werte nach der Gesamthelligkeit, so erübrigt sich
ein
Wert (nämlich Y, weil dieser ja der (λ)-Kurve entspricht) und aus X
und Z werden x und y. Den Werten können in einem Diagramm Farben zugeordnet
werden, wobei aber nicht jedes Wertepaar einer realen Farbe entspricht. Dieses
Diagramm wird meist nur kurz "CIE Diagramm" genannt. Der Rand des
gültigen Bereichs wird durch die Spektralkurve gebildet. Dort liegen Farben
mit maximaler Farbsättigung. Der gekrümmte Teil entspricht echten
Spektralfarben (rot, gelb, grün, cyan, blau, violett) und die gerade
Verbindungslinie zwischen violett und rot schließt die Kurve über
purpur, der einzigen maximal gesättigten Farbe, die nicht im Regenbogen
vorkommt.
Bei Abbildungen von CIE-Diagramm ist aber immer Vorsicht geboten. Jede Art
der technischen Reproduktion (Druck, Bildschirm, Projektion usw.)
schräkt die darstellbaren Farben etwas ein. Gewisse Bereiche des Diagramms
werden daher IMMER FALSCH DARGESTELLT werden. Selbst gedruckte Versionen, die
in aufwändigen Verfahren hergestellt werden, können maximal
gesättigte Farben nur unvollständig wiedergeben. Die EDV ist da i.A.
noch schlechter dran. Ein CIE-Diagramm am Computermonitor kann daher nur eine
sehr grobe Näherung der Realität sein. Besonders häufige Probleme
sind: Innerhalb der intensiven Grüntöne ist kein Unterschied
erkennbar; violett wird zu blau oder umgekehrt; auch gelb auf der Spektralkurve
sieht nicht wirklich rein aus. Also: CIE-Diagramme nie zum Spezifizieren von
Farben heranziehen, dafür gibt es eigens Farbpaletten. Das Diagramm dient
eher dem Verständnis.
In der Umgebung von x=y=0.33 befinden sich Farben mit sehr geringer
Farbsättigung oder einfacher gesagt: Weiß. Die Theoretiker sprechen
gerne von dem "Unbuntpunkt", etwas eingängiger ist vielleicht
Weißpunkt.
Eine thermische Lichtquelle verändert mit der Temperatur auch die Farbe -
oder anders ausgedrückt: Sobald man die Temperatur eines thermischen
Strahlers kennt, kann man die Farbe eindeutig bestimmen und ihm daher einen Ort
im CIE-Diagramm zuweisen. Tut man das für alle Temperaturen, erhält
man die "Planckkurve". Diese beginnt bei rot und verläuft
über orange und ein weißliches gelb fast genau zum (theoretischen)
Weißpunkt und von dort weiter - für sehr hohe Temperaturen - zu einem
blassen blau mit leichtem türkis-Stich.
Jeder Ort im CIE-Diagramm entspricht einem Farbeindruck, sofern er sich
innerhalb der Spektralkurve befindet. Ähnliche Farben sind auch im
Diagramm benachbart. Soweit die guten Nachrichten. Möchte man aber den
Farbunterschied quatifizieren, so ist die Entfernung im Diagramm kein gutes
Maß. Der Abstand von zwei gerade noch unterscheidbaren Farbtönen
hängt im CIE-Diagramm von der Farbe selbst ab. Oder in Zahlen
ausgedrückt: Man kann in x und y nicht auf einfache Weise
Ähnlichkeit oder Unterscheidbarkeit von Farben bestimmen. Das liegt
einerseits an einer nichtlinearen Wahrnehmung (im gelben Bereich kann man
Wellenlängenunterscheide von weniger als 0.5 nm leicht wahrnehmen, im
Roten machen 10 nm aber kaum etwas aus) und andererseits an einer
Verzerrung des Diagramms durch die Normalisierung. Es gibt mehrere Ansätze
zu einem Farbmodell mit einfacher Abstandsmetrik, wobei der Bereich um den
Weißpunkt besoders schwierig abzudecken ist. Eine detaillierte Diskussion
würde jedoch den Rahmen dieses Überblicks sprengen.
Auf den ersten Blick möchte man vielleicht annehmen, dass die
Farbmessung analog zu den photometrischen Größen eine
"Farbeinheit" definieren und man in dieser Art dann einfach und
reproduzierbar messen kann. Das funktioniert aber aus zweierlei
Gründen nicht so recht:
- Der Farbeindruck ist eine mehrdimensionale Größe, das heißt man kann Farbe
nicht mit einer Zahl beschreiben. Leider sind auch drei Zahlen (wie z.B.
X, Y und Z aber auch Systeme wie RBG, CMYK oder HSB) nicht in allen Situationen
ausreichend.
Farbwert, Sättigung und Helligkeit reichen für viele Anwendungen
aus; das bedeutet aber nicht, dass alle Farbwahrnehmungen,
deren Menschen fähig sind, damit darstellbar sind. Oberflächentextur (wie
glänzend oder seidenmatt), Metallic- oder Perlmutt-Effekte und Transluzenz (wie
tief man in das Metrial hineinsehen kann) haben auf den ersten Blick nichts
direkt
mit Farbe zu tun, beeinflussen aber die Farbwahrnehmung entscheidend.
Außerdem gibt es fluoreszente Farben, die einen Teil der absorbierten
Energie als Licht anderer Farbe wieder abstrahlen, was die Anwendung mancher
Farbsysteme für Reflexionsfarben schwierig macht. Die Auto- und
Kosmetikindustrie investieren jährlich meherer Millionen Euro in die
Erforschung und Quantifizierung von solchen "Effektfarben".
- Die subjektive Wahrnehmung von Farbe ist erstaunlich vielfältig. Auch wenn man
Personen mit konkreten Farbschwächen ("Farbenblindheit") ausklammert, bleibt
immer noch eine große Streubreite übrig. Besonders im blau-grünen Bereich
scheiden sich die Geister, schon alleine bei der Benennung von Farben. Man kann
einwenden, dass es sich hier nur um eine Konventionsfrage handelt ("Welche Farbe nenne
ich wie?") - das Problem liegt aber tiefer. Auch auf die Frage, ob zwei Farben gleich
oder unterscheidbar sind, gibt es nicht von jedem die gleiche Antwort. Diese Vielfalt
kann physiologisch plausibel gemacht werden: Menschen nehmen, vereinfacht
ausgedrückt, drei Grundfarben wahr. Für jeder dieser Grundfarben gibt es eine
eigene Zellpopulation im Auge. Die relativen Häufigkeiten und
möglicherweise auch die
Empfindlichkeiten sind nicht bei jedem Menschen gleich. Da der Farbeindruck aber sehr
empfindlich vom Verhältnis der Reizstärken abhängt, ist eine gewisse
Streuung in der Farbwahrnehmung einfach zu verstehen.
Die Messung von Farbe ist immer noch ein Gebiet der Forschung und
dauernden Weiterentwicklung.
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